Bin ich noch Körper?

ich arbeite, ich sage hallo, ich schreibe,
ich telefoniere, ich mache Sport, ich mache Yoga – für den Geist und so –, ich zahle Rechnungen, ich gratuliere, ich frage,
ich höre zu, ich rede, ich funktioniere
für dich und für mich. 
Manchmal lache ich. Oft möchte ich lieber weinen.
ich sehe die anderen, die anderen sehen mich.

Meistens sehe ich die anderen und die anderen mich in einem Screen, als Text, Bild oder Video.
Wir sind einander Foto, Sprachnachricht, manchmal Bewegtbild,
und immer Fragment.

Alleine, alleine, immer alleine. Alleine kochen, alleine essen, alleine Filme, alleine Bücher, alleine schlafen, alleine abwaschen.
Ich hasse abwaschen.

Und so ganz alleine und für alle sichtbar frage ich: Bin ich eigentlich noch? Noch Materie, noch Körper? 
Kann mich mal kurz jemand halten, damit wir beide, also du und ich, wissen, ob es mich noch gibt?

Du sitzt in der Bahn und es kribbelt die Nas’,
Panik! Gleich musst du niesen!
Seit wann begegnen wir Niesern mit Hass?
Genau wie Grüppchen auf Wiesen?

Für Omas bedeutest du Gefahr,
Klopapier und Nudeln sind rar,
Theater, Museen und Schulen sind zu,
Alle gemeinsam in der Zwangsruh,

Forcierte Entschleunigung der Welt.
In Aktion nur die, die systemrelevant –
Doch statt Unterstützung und Geld
Klatschen wir. Genug anerkannt.

Nationaler Stubenarrest gleich
Mädelsabend im Gruppenchat,
Yoga im Live-Stream,
Selbst erste Dates geschehen virtuell.
Aus virtuell wird generell.

Was kann das nur bedeuten?
Was ist los mit den Leuten?

Hach, wie gern würde ich dich an mich drücken!
Hach, wie schmerzt im Home Office mein Rücken!

Und Unsere Hände! So rau, schon geeignet zum Möbel Schleifen.
Achja und: zur Hölle mit denen, die auf die Quarantäne pfeifen!

Was geht hier vor sich? Was ist hier nur los?

Von New York, Berlin bis nach Bologna
Ja mein Liebstes, gerad’ herrscht Corona.

Kleines Glück unter der Neonröhre.

Es erhaschte mich dieser paradoxe Glücksmoment als ich,

unter der Neonröhre eines BVG-Vehikels, meinen fahlen Teint betrachtete,

besorgt um Falten, die bald kommen wollen, sich schon langsam ankündigen.

Das Spiegelbild eines alten Mädchen. Nein, vom Gefühl her noch immer keine erwachsene Frau.

Und dann die Folgeerkenntnis: 

Wenn es die an Elastizität-verlierende Haut ist, um die du dich sorgst… 

gehts dir doch ziemlich gut.

Guilty Yogi and Guilty Feminist

I’m a yogi and a feminist but…

When this really cute Irish girl in yesterday’s yoga practice outperformed me in being stronger, more flexible and obviously more focused… 

I did not mind my own body, pace and practice anymore but

I became competitive and ambitious.

And it gave me the not so feminist feeling of schadenfreude when I heard that at least her Om sounded really really wrong.

#guiltyfeminist #guiltyyogi

Dein Schnurrbart schwitzt.

Dein Schnurrbart schwitzt…
Sage ich der hübschen Hipster-Frau mit den weißblonden Haaren, 
Im Vierer – in der Ringbahn – mir gegenüber,
Stumm.

Neben ihr ein Mann mit einem stattlichen, rabenschwarzen, dicht bewachsenen Oberlippenbart. 
Sein Schnurrbart schwitzt auch. 

Ich fächele mir Luft zu.
Es ist heiß. 
Alles klebt.
Mein Schnurrbart schwitzt auch.

35 Grad.Sommer in Berlin. 
Die Schnurrbärte Berlins schwitzten.

BVG-Romantik, Sommer 2019.